
Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?
Ohne Wasser kein Leben. Diese fast banale Aussage bekommt neue Brisanz angesichts der vielfältigen Gefährdungen, denen das Lebenselement Wasser ausgesetzt ist. Man müsste den Satz umkehren, um die Dringlichkeit des Nachdenkens über Wasser zu betonen: Kein Leben ohne Wasser.
Wenn der Nil Hochwasser führte und die Ebenen überschwemmte, konnten die Menschen im alten Ägypten Getreide säen. Wenn die Frühjahrsregen ausgiebig Wasser vom Himmel fallen liessen, gediehen in den Ländern der Bibel der Lauch und das Gemüse, der Weizen und die Datteln für den täglichen Bedarf. Von den grünen Pflanzen im Wasser und am Land ernährten sich Algen, Pilze und Insekten, von ihnen wiederum Fische und Frösche, von ihnen wiederum Vögel, Landtiere und Menschen.
Nahrungskette nennen wir diesen Kreislauf des Lebens. Wenn er ungestört abläuft, denken wir nicht gross darüber nach. Was aber, wenn die lebensspendenden Regenfälle ausbleiben?
Welch zentrale Rolle das Wasser spielt, spiegelt sich in den Erzählungen der Bibel zur Schöpfung. Sie sind im Buch Genesis, zu Deutsch «das Werden», zu finden, aber auch in Psalmen und prophetischen Texten. Diesen Erzählungen gemeinsam ist das Wasser, das da ist vor allem anderen – tief, dunkel und unergründlich. Und die schöpferische Kraft des Gottesgeistes, die Energie bringt, den Impuls, das Ungeordnete zu gestalten.
In unserer Sommerpredigtreihe werden wir den Spuren des Wassers in der Bibel nachgehen. Wir werden mit den Menschen von damals sehnsüchtig auf Wasser warten, Freude haben, wenn es sprudelt und fliesst, und staunen über seine segensvolle Wirkung. Aber nicht nur. Wir werden fragen, wie es heute um das Lebenselement Wasser steht. Weltweit hat bereits jeder dritte Mensch keinen Zugang zu sauberem und ausreichendem Trinkwasser. Wasser ist zu einem knappen und bedrohten Gut geworden. In vielen Ländern
spitzen sich gewalttätige Konflikte um Wasser zu. Es ist zu erwarten, dass die Kriege der Zukunft um Wasser geführt werden.
Wasser, das doch Leben für alle garantieren sollte!
In der Schweiz scheinen wir mit Wasser gesegnet. Wir reden von der Schweiz als dem Wasserschloss Europas. Aber – wie der Wasserbotschafter Ernst Bromeis anlässlich der Wasserwoche 2021 sagte – wir haben dieses Schloss nicht mit eigenen Händen gebaut. Das Wasser, das hier gelagert ist in den Gletschern, in den Bergen und Flüssen, ist ein Geschenk der Natur, ein Geschenk der Schöpfung. Wir sind dazu gerufen, diesem Geschenk Sorge zu tragen und es für die Generationen nach uns zu bewahren.
Die Sommergottesdienste bieten deshalb Gelegenheit, über unseren Umgang mit Wasser ins Gespräch zu kommen. Zum Beispiel indem wir ganz gemächlich zu einem Brunnen spazieren…
By the Rivers of Babylon - 27. Juni Pfarrer Jakob Vetsch - Kirche Oerlikon
Gepflanzt an Wasserbächen - 18. Juli - Pfarrer Christoph Baltensweiler - Kiche Oerlikon
Wasser und Wein - 18. Juli - Pfarrerin Esther Straub - Kirche Saatlen
Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?
Paulus von Tarsus, ein Mann der vielen Kontraste.
Januar bis März 2017