
Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?
Hörnerschall und Geschrei sollen die Stadtmauern von Jericho zu Fall gebracht haben, so erzählt es das Buch Josua (Jos 6,20). In einer Vision mit vier seltsamen Wesen, die Gottes Thronwagen daherfliegen, vernimmt Ezechiel das Geräusch sich bewegender Flügel. Es tönt wie grosse Wassermassen, wie der Lärm einer Volksmenge, wie die Stimme Gottes (Ez 1,24). Der
Prediger Kohelet vergleicht das Lachen der Toren mit dem Knistern von Dornen unter dem Topf (Koh 7,6), und in einem nächtlichen Gespräch mit dem Ratsmitglied Nikodemus weiss Jesus vom Klang der heiligen Geistkraft zu berichten.
Mit ihr ist es wie mit dem Wind: «Du hörst ihr Sausen, weisst aber nicht, woher sie kommt und wohin sie geht.» (Joh 3,8) Und da wäre auch Paulus, der in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth selbstironisch bemerkt: Wenn er mit Engelszungen reden würde, dies aber ohne Liebe täte, dann wäre er ein tönendes Erz oder eine lärmende Schelle (1. Kor 13,1).
Wer Ohren hat, höre: Die Bibel ist voll von Geräuschen, Klangfarben, Tönen, Melodien und auch Liedern. Es sind irdische und himmlische, fürchterliche, sanfte und beschwingte Klänge. Wir lauschen ihnen in den Sommermonaten mit gespitzten Ohren.
Esther Straub
Töne eines lieblosen Lebens - 24. Juli
Das Laute und das Leise - 31. Juli
Vom Flüstern und Knistern der Menschenstimmen - 7. August
Klänge, die besänftigen und böse Geister vertreiben - 14. August
Vom Sausen und Brausen der Heiligen Geistkraft - 21. August
Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?