Die Herberge zur Heimat lädt einmal im Monat zum Spielenachmittag. Jasskarten, Würfel und Erdbeertörtchen: «Am Spielenachmittag geniessen wir das ungezwungene Beisammensein befreit von Rollenbildern.»
«Ich freue mich, dass heute so viele zum Spielenachmittag gekommen sind - und das, obwohl es so schönes Wetter ist», sagt Maurus Wirz, der Geschäftsleiter der Herberge zur Heimat. Hier findet seit April einmal im Monat ein Spielenachmittag statt. «Mit dem Spielnachmittag bauen wir Brücken», so Maurus Wirz. «Die Idee ist, dass wir auf ungezwungene Weise den Kontakt zwischen unseren Bewohnern und Menschen, die nicht bei uns leben, herstellen.»
Die Herberge zur Heimat, mitten in der Zürcher Altstadt gelegen, nimmt vorurteilslos Männer auf, die wegen eines beeinträchtigten Zustands auf Hilfe bei der Bewältigung ihres Alltags angewiesen sind. So leben in der Herberge zur Heimat bis zu 49 Männer, die sonst kein Dach über dem Kopf und kaum warmes Essen hätten.
«Der Spielenachmittag ist eine unserer Aktivitäten, bei denen wir die soziale Integration fördern und Vorurteile abbauen können», so Maurus Wirz. So spielen beim Spielenachmittag Männer und Frauen jeden Alters die unterschiedlichsten Gesellschaftsspiele und geniessen dabei das entspannte Zusammensein bei Kuchen und Kaffee.
«Hier ist jeder ein Gewinner», sagt Christoph Sigrist, «denn beim Spielen kommunizieren alle auf derselben Ebene und wir begegnen einander von Mensch zu Mensch.»
Christoph Sigrist ist Stiftungsrat der Evangelischen Gesellschaft des Kantons Zürich, dessen Zweigwerk die Herberge zur Heimat ist, und hier seit 17 Jahren als Pfarrer und Seelsorger tätig. So ist der Pfarrer am benachbarten Grossmünster regelmässig in der Herberge zur Heimat anzutreffen — sei es beim Spielenachmittag oder zu Gesprächen mit den Bewohnern. «Beim gemeinsamen Spielen etwa verwandeln wir Stigmata und damit verbundenes — teils herablassendes — Mitleid in tatsächliche Begegnung und überwinden gesellschaftlich geschaffene Grenzen.»
Jede Biografie könne scheitern und sei zerbrechlich; das gehöre einfach zum Leben: «In der Herberge zur Heimat und mit Aktivitäten wie dem Spielenachmittag bieten wir einen Raum, der frei von Rollenbildern und gesellschaftlichem Dogmen ist.» In den Augen der Kirche spiele der gesellschaftliche Status absolut keine Rolle: «Dies unterstreichen wir mit integrativen Aktivitäten wie etwa dem Spielenachmittag.»
Von den rund 20 Menschen, die zum Spielenachmittag im Juli gekommen sind, wohnen etwas mehr als die Hälfte in der Herberge zur Heimat. Neben den drei Spieleleiterinnen ist auch ein junges Paar anwesend: «Wir wollen wissen, wie wir die Menschen, die hier leben, am besten unterstützen können — deshalb möchten wir sie einfach mal kennenlernen.»
Maurus Wirz sieht in der persönlichen Begegnung und in der Zeit, die man einander schenken kann, einen Schlüssel zur Integration. «Wir leben hier Diakonie auf ungezwungene Weise.» Dies unterstreicht auch Christoph Sigrist: «Vertrauen ist die Essenz der Diakonie», sagt der Pfarrer «und Vertrauen schaffen wir nur in der respektvollen und vor allem persönlichen Begegnung.»
Die wachsende Zahl der Teilnehmenden am Spielenachmittag bestärkt Maurus Wirz und Christoph Sigrist. «Wir sammeln noch Erfahrungen, sind aber auf einem sehr guten Weg», sagt Maurus Wirz. «Ich möchte den Spielenachmittag nicht mehr missen», so Christoph Sigrist, «ich fühle mich hier sehr wohl und freue mich immer wieder, in dieser behaglichen Atmosphäre neue Menschen kennenzulernen.»
Kreativität kennt keine Beeinträchtigung: Die Bewohner der Herberge erschufen 2019 unter der Leitung der Künstlerin Tina Good Motive für Kunstkarten. Die daraus entstandenen Postkarten werden im Musée Visionnaire in Zürich ausgestellt. Die so einzigartigen wie farbenfrohen Kunstkarten können bei der Herberge zur Heimat gekauft werden und werden zum Dank für Spenden verschenkt.
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