DER REFORMATOR IST IN DER STADT ZÜRICH UNTERWEGS


Am 23. August begibt man sich in der Wasserkirche auf die Suche nach der eigenen Identität. Denn am ersten «Zwingli-Gsprööch» ist die Ökumene Thema. Die Veranstaltung macht den Auftakt zu vielen Diskussionsplattformen, die rund um die ökumenische Aktion «Em Zwingli lupft's de Huet» stattfinden.

Huldrych Zwingli ist in Zürich kein Unbekannter. Der Reformator ist Teil der Identität der Limmatstadt und hat ihre Geschichte geprägt wie kaum ein zweiter. Und so ist seit August der eine oder andere verwunderte Bürger in der Stadt unterwegs, reibt sich die Augen und fragt sich: Was geschieht hier bloss? Denn Zwingli ist nach 500 Jahren vom Sockel gestiegen und hat sich unters Volk gemischt. Er will dem Volk auf den Puls fühlen und mit ihm diskutieren – auch über Unangenehmes. «Em Zwingli lupft's de Huet» heisst die ökumenische Aktion, die von allen drei Landes- und Stadtkirchen getragen wird. Dafür werden in der ganzen Stadt 15 Statuten aufgestellt. Jede ist anders und damit einzigartig, und jede symbolisiert ein Thema, das aktuell ist und unter den Nägeln brennt. Zu jedem Zwingli organisieren die Kirchenkreise zudem die «Zwingli-Gsprööch» als Diskussionsplattformen. Der Auftakt macht der Kreis eins am 23. August.

Das Klima zuerst

Christoph Sigrist, Pfarrer am Grossmünster und Initiator der Aktion, erklärt: «Auch wenn heute andere Themen aktuell sind als zu Zeiten Zwinglis, so sind sie sich im Kern ähnlich, und allen ist gemeinsam, dass wir offen darüber sprechen sollten.» Einem dieser Themen war der erste Zwingli gewidmet. Die drei Meter hohe Statue wurde auf dem Bürkliplatz an der 1.-August-Feier offiziell begrüsst. Aktueller könnte das Motiv dieses Zwinglis nicht sein: das Klima. Das reflektierende Gewand soll dem Betrachter den Spiegel vorhalten und ihn auf sein eigenes Verhalten in Sachen Klima aufmerksam machen. In seiner Rede zum Schweizer Nationalfeiertag sagte Christoph Sigrist: «Wagen wir den ersten Schritt mit Gottvertrauen. Schauen wir da hin, wo es brennt und reden wir miteinander auf Augenhöhe. Und schauen wir durch den Spiegel zuerst auf uns, denn dann sehen wir den anderen mit seinem Recht auf Leben und wir verzichten. So tun wir – ich höre Zwingli – in Gottes Namen etwas Tapferes!»

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Auf der Suche nach der eigenen Identität

Der zweite Zwingli steht seit dem 12. August an der Wasserkirche – im Bischofgewand. Sein Thema ist die Ökumene. Christoph Sigrist dazu: «500 Jahre nach dem Predigtbeginn Zwinglis im Grossmünster zeigt sich die Frage nach dem Verhältnis der verschiedenen Konfessionen unter sich als Frage nach dem Christsein in einer Gesellschaft, wo Religionen und Kirchen nur noch Minderheiten bilden.» Und so werden genau diese Herausforderung im ersten «Zwingli-Gsprööch» am 23. August um 18.30 Uhr in der Wasserkirche kontrovers diskutiert und debattiert. Neben dem Christoph Sigrist werden Abt Urban von Einsiedeln, Franziska Driessen (Präsidentin des Synodalrates der röm.-kath. Kirche des Kantons Zürich) und Bischof Harald Rein (Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz) vor Ort sein. Im Anschluss gibt es Zwingli-Wurst und Zwingli-Bier. Bischof Harald Rein freut sich auf die Veranstaltung: «Gott hat seine Schöpfung so angelegt, dass es kein Leben ohne Veränderung gibt. Aber das stellt immer wieder grosse Herausforderungen dar. Daher braucht es immer wieder auch Aktionen, welche die Menschen dazu animieren, ihre bisherigen Haltungen, Einstellungen und Werte zu hinterfragen. Es braucht immer wieder in allen gesellschaftlichen Bereichen ‹Reformation›». Er sieht so die «Zwingli-Gsprööch» als bereichernde Aktion, um mit Jung und Alt in den Dialog zu treten.

Von Entschleunigung über Integration hin zur Wohnungsnot

Wie es weitergeht mit dem Reformator? Facettenreich. So wird in den nächsten Wochen und Monaten etwa der Entschleunigungs-Zwingli im Landesmuseum Einzug halten, oder der Schräger-Vogel-Zwingli auf dem Idaplatz, oder aber der Wohnungs-Zwingli am Schaffhauserplatz. Ebenfalls mit dabei: der Religionen-Zwingli, der Sozial-Zwingli, der 4mations-Zwingli, der Gesundheits-Zwingli, der Humanismus-Zwingli, der Sucht-Zwingli, der Wirtschafts-Zwingli, der Arbeiter-Zwingli, der Integrations-Zwingli und der Pionier-Zwingli. Es passiert ganz schön etwas in der Stadt – seien also auch Sie mit dabei, wenn es heisst: «Am Zwingli lupft’s de Huet».

Wer den einen oder anderen Reformator auf seinem Weg durch die Stadt verpasst hat oder aber sich in einen speziellen Zwingli verguckt hat, der sollte am 6. Dezember ins Grossmünster (Ort wird noch bestätigt) kommen. Denn dann werden alle 15 Statuten noch einmal aufgereiht und versteigert – für den guten Zweck natürlich. Zwingli hätte es nicht anders gewollt.

Weitere Informationen unter www.zwinglistadt.ch

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