Der Kirchenkreis drei verpflichtet sich als erster Kreis in der Kirchgemeinde Zürich, verstärkt auf das Tierwohl Rücksicht zu nehmen. Der Impuls für die Selbstverpflichtung kommt vom Arbeitskreis Kirche und Tiere (AKUT).
In vielen Kulturen galten Raben als heilig. Überraschenderweise berichtet auch die Bibel in berührenden Geschichten von ihnen. Doch eine direkte Begegnung mit Raben bezaubert.
– Sara Kocher, Pfarrerin
Es war ein lauer Frühsommerabend. Es begann zu dämmern. Im Garten herrschten die abend lichen Geräusche umtriebiger Vögel, die sich zu ihrem Schlafplatz aufmachten und ihre letzten Triller oder Krächzer von sich gaben. Da erregte im Gebüsch ein Geraschel die Aufmerksamkeit der Katzen. Es war ein hüpfendes Etwas. Dann sah ich sie: eine kleine Rabenkrähe. Ich ver suchte, irgendwo ihre Eltern zu erspähen, die den reifen Nestling noch umsorgten. Aber nichts war zu sehen, nichts zu hören. Konnte ich dieses Lebewesen während der Nacht den herumstrei fenden Katzen und Füchsen überlassen? Muss man das, soll man das? Als ich immer noch keinerlei Anzeichen von Rabeneltern erkannte, die ja sehr gute Eltern sind, fing ich den kleinen Vogel kurzerhand ein. Es war einfacher, als ich gedacht hatte. Ich brachte ihn in die Waschküche. Die kleine Rabenkrähe war nicht schüchtern. Sie spazierte auf meinem Arm herum, machte sich auf meinem Kopf gemütlich. Der kecke Vogel nahm auch etwas Futter an, aber ganz gelang die Fütterung noch nicht. Ich verlor sofort mein Herz an ihn und nannte ihn Wiedo, genannt nach dem alemannischen Führer Wiedo, von dem der Name des Stadtteils Wiedikon herrührt.
Am andern Morgen brachten wir ihn schweren Herzens in die Vogelauffangstation. «Die Eltern hätten sich schon um den reifen Nestling kurz vor dem Flüggewerden gekümmert», wurde uns vorwurfsvoll beschieden. Seither glaube ich auf Spaziergängen im betreffenden Gebiet in jeder Rabenkrähe meinen Wiedo zu erkennen. Oder erkennt er mich? Rabenvögel sind sehr intelligent. Sie können auch Menschen sehr wohl unter scheiden.
Auch Jesus hatte Freude an ihnen
und stellte sie als Vorbilder hin:
«Achtet auf die Raben!»
Lukasevangelium 12,24
Wie schön, dass Raben in der Bibel, obwohl sie auch als unreine Tiere gelten, positiv, ja fast engelgleich beschrieben werden! Noah lässt nach der grossen Flut als erstes Tier einen Raben fliegen. Kein Wunder, denn Raben waren für Seefahrer eine Orientierungshilfe. In einer Erzählung über den Propheten Elia wird erzählt, wie Gott den Elia, der sich verstecken muss, lebenspraktische Raben schickt, die ihn derweil mit Brot und Fleisch durchfüttern (Erstes Buch der Könige 17). Im grossen Lied der Liebe schwärmt die Frau vom jugendlichen Haar ihres Geliebten: «Seine Locken … schwarz wie der Rabe» (Hohelied 5,11). Auch Jesus hatte Freude an ihnen und stellte sie als Vorbilder hin: «Achtet auf die Raben!» (Lukasevangelium 12,24).
Doch die Raben werden bis heute verunglimpft. Was man ihnen Übles nachsagt, hält meist einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand. Erschütternd sind die Verfolgungen, denen diese klugen und verspielten Singvögel (ja!) ausgesetzt waren und teilweise noch sind.
Die Geschichte mit Wiedo ist schon viele Jahre her, aber vergessen habe ich ihn nie. Er hat sich engelgleich flugs in mein Herz geschmuggelt.
Der Kirchenkreis drei verpflichtet sich als erster Kreis in der Kirchgemeinde Zürich, verstärkt auf das Tierwohl Rücksicht zu nehmen. Der Impuls für die Selbstverpflichtung kommt vom Arbeitskreis Kirche und Tiere (AKUT).
Wollen Sie sich für eine tierfreundliche Kirche einsetzen? Bringen Sie vielleicht sogar biologische, zoologische oder ökologische Kenntnisse mit, die sie einsetzen wollen? Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns – wir freuen uns auf Sie!
Susanne Meier, E-Mail, 044 465 45 46
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