Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?
Nach Ruth und Jona hat uns auch 2009 eine biblische Ur-Gestalt durch die Saatlen-Schwamendingen-Sommer-Gottesdienste begleitet: Noah, der auf Gottes Geheiss eine Arche baut und darin einzieht mit seinen Verwandten und den Tieren der Erde. In der Arche überlebt man gemeinsam eine Überschwemmung globalen Ausmasses. Ein Ölzweig im Schnabel einer Taube verkündet das Ende der Katastrophe. Der Regenbogen ist fortan Zeichen der Zusage Gottes, dass „niemals wieder eine Sintflut kommen soll, die Erde zu verderben“ (vgl. Genesis 6-8).
Die Noah-Erzählung ist voll von "Archetypen", das heisst Ur-Bildern der Seele. Diese waren der Leitfaden der Gottesdienstreihe:
Der Regenbogen (Gen. 8, 15 - 9, 17)
Noah – der Arche-Typ (Gen. 6, 8-10 und 9, 18-29
Noah - der Arche-Typ
Der Titel unserer diesjährigen Sommerreihe ist doppeldeutig. Die eine Erklärung des Begriffs „Arche-Typ“ besagt etwas salopp: Noah, das ist der Typ mit der Arche. Das Wort „Arche“ – so verstanden – kommt vom lateinischen arca, was eigentlich „Kasten“ meint.
Wenn man das Wort „Archetyp“ hingegen aus dem Griechischen herleitet, hat es einen anderen Sinn: Es bedeutet dann „Ur-Bild“. In diesem Sinn hat der Zürcher Psychiater C.G. Jung den Begriff in die Psychologie eingeführt: Archetypen sind Urbilder der menschlichen Seele. Von dort tauchen sie ins Bewusstsein auf in Gestalt von Träumen, Mythen, Sagen.
Die Noaherzählung ist eine solche sagenhafte Geschichte. Sie ist voll von archetypischen Motiven. Diese sollen den Leitfaden unserer Predigtreihe bilden: Die Arche, die Flut, die Taube, der Regenbogen und schliesslich Noah selber als Archetyp. Doch Archetyp wovon eigentlich? Archetyp eines „gerechten Mannes“, wie er genannt wird? Eines Überlebenden? Oder eines, der seinen Weg geht, auch wenn die grosse Masse ihn deshalb verlacht?
Es fällt auf, dass Noah in der Geschichte farblos bleibt. Er führt bloss Befehle aus, die er von Gott empfängt. Farbig ist hingegen der Regenbogen, auf den Gott am Ende der Geschichte hinweist: Dieser sei Bundeszeichen zwischen ihm und der Erde. Ob hier, am Ende, sichtbar wird, worum es in der Geschichte eigentlich geht: Nicht so sehr um den Menschen, sondern vielmehr um Gottes gefährdete Schöpfung? Die Geschichte hätte dann in einer Zeit, in der die ultimative Feriendestination – die Malediven – unterzugehen droht, eine gleich dem Meeresspiegel steigende Aktualität.
Andreas Fischer
Erschienen in: Gemeindeseite Nr. 14 vom 10.7.2009
Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?