Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?
In der Predigtreihe zu den Psalmen legen wir in den Sommergottesdiensten von Saatlen und Schwamendingen Psalm 105 aus. Der Hymnus vergegenwärtigt Geschichte in einer Reihe von Geschichten über zutiefst menschliche Erfahrungen wie Weggehen, Verloren-Sein, Aufbrechen, Bewahrt-Werden.
In einem Garten nahe beim Schwamendingerplatz quakt es aus vielen Kehlen. Abend für Abend geben Frösche ein mehrstimmiges Konzert. Uns erinnern sie an ein naturverbundenes Leben. Sie wecken gute Gefühle und werden deshalb mitten in der Siedlung geduldet.
Anders der Psalmist: Ihn erinnern Frösche an die Plagen, mit denen Gott JHWH die Menschen in Ägypten heimsuchte. Detailverliebt zählt er die Gräuel auf, die der Ewige den Unterdrückern auf den Hals schickte: Fischsterben und Frösche, Stechmücken und Heuschrecken, Hagel, Feuersbrünste und Epidemien. Für ihn sind sie Zeichen der Güte und Barmherzigkeit Gottes gegenüber dem Volk Israel.
Den andern die Frösche, einem selbst das Himmelsbrot – so kann man den Psalmisten verstehen, wenn er die Geschichte Israels aus der göttlichen Perspektive darstellt.
Wenn wir Heutigen den Psalm lesen, stellen sich für uns einige Fragen: Was denken die Ägypter über die Güte und Barmherzigkeit Gottes? Was bringt eine solche Geschichtsbetrachtung, die Gott als den «Herrn der Geschichte» behauptet? Wem nützt eine heilsgeschichtliche Betrachtungsweise? Vor allem aber: Wo liegen die Grenzen der Heilsgeschichte angesichts des Schweigens Gottes zum Holocaust und allen späteren Formen von Völkermord?
Folgen Sie mit uns dieser spannenden Sommerreihe durch verschiedene Sichtweisen und Geschichten. Jeder dieser Gottesdienste kann von Ihnen beim «Bibel-Lunch» inhaltlich mitgestaltet werden.
Hanna Kandal
Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?