"Glücklich bist Du nur, solange Du glauben kannst." stand auf dem Zettel, der um den Feuerstein gewickelt war, den Ruth Tobler mir im Car anbot. Wir waren auf der Fahrt ins Emmental und in die Vergangenheit. In eine hässliche Vergangenheit voller Gewalt, Unterdrückung und Verfolgung von Christen. Es ist eine Geschichte, die in der Schweiz ihren Anfang nahm, im Emmental wütete und bis nach Amerika rüberschwappte.
Nach einem Frühstart (Abfahrt schon um halb acht) war der Landgasthof Bären in Sumiswald die erste Station. Ein Ort, verbunden mit Gotthelfs Novelle "Die schwarze Spinne", in der der stets moralisierende Autor aufzeigt, was passiert, wenn man einen Pakt mit dem Teufel eingeht (es kommt nicht gut).
Die Ausschweifungen der römischen Kirche brachte die Reformation hervor, die einigen – den Täufern – aber nicht schnell und weit genug voranschritt. Namensgebend war die Erwachsenentaufe und Ablehnung der Kindstaufe, einhergehend mit der Freiwilligkeit der Mitgliedschaft zur Kirche. Besonders störend für die bernische Obrigkeit war die Verweigerung des Untertaneneids – Grund für eine mehr als zwei Jahrhunderte währende Verfolgung der Täufer. Einfach zu bewerkstelligen, könnte man meinen, aber im hügeligen Emmental, wo man ein Tal kaum vom nächsten unterscheiden kann, immer wieder die gleichen Namen auftauchten, viele Stunden von der nächsten Stadt entfernt, hatten es die Jäger nicht leicht, die Täufer dingfest zu machen. Dazu hatten die Täufer auch kaum auszumachende Verstecke in ihren Bauernhäusern angelegt.
Im Schloss Trachselwald – unserer nächsten Station – konnten wir sehen, was den Täufern drohte. In einem Gefängnisturm wurden viele Täufer eingesperrt. Eindrücklich waren die engen Treppen und die Vorrichtungen, die nicht dem humanen Strafvollzug dienten. Uns diente Trachselwald als Kulisse fürs Gruppenfoto, womit wir kein schlechtes Los gezogen hatten.
Weiter gings nach Krummholzbad; das Mittagessen gab Gelegenheit, das Erlebte setzen zu lassen und auf andere Gedanken zu kommen. Aber nicht für lange, der nächste Punkt auf der Tagesordnung war das Täuferversteck in Hinter Hütten, wo uns Simon Fankhauser lebendig die 400-jährige Geschichte des Bauernhauses und seiner Bewohner schilderte, worüber die Familie selbst bis vor Kurzem nur wenig wusste. Anstoss in der eigenen Familiengeschichte zu graben gaben die Amischen, die sozusagen als Pilgerer kamen, die alte, unbekannte Heimat kennen zu lernen. Täuferverstecke gab es in vielen Bauernhäusern, aber nur wenige sind erhalten geblieben. Sie waren kaum auszumachen und boten deshalb auch recht sicheren Schutz.
Letzte Station vor der Heimfahrt war der Löwen in Trub ("die Herbstzeitlosen" wurden hier gedreht). Der Zvieri war das letzte Highlight dieser Reise, die ein wenig bekanntes und wenig rühmliches Kapitel der Schweizer und der Reformationsgeschichte beleuchtete.
Text und Bilder: Daniel Lienhard
Die «Lange Nacht der Kirchen» vom 28. Mai ist vorbei. Im ganzen Kanton Zürich waren Kirchen ab 18 Uhr offen. Für eine lebendige, kreative und spannende Nacht.